Herr Rombach, Sie sind einer der Geschäftsführer bei Hybridbau Schwarzwald – erzählen Sie doch mal, wie genau Sie arbeiten…
Wir verbinden Holz- und Stahlbetonbau. Dabei setzen wir auf die Vorteile beider Materialien und nutzen deren Stärken kombiniert in einem Bauprojekt.
Und was genau sind die Vorteile dieser Bauweise, Holz und Stahl zu verbinden?
Neben einem geringeren Energieeinsatz und CO2-Ausstoß ersetzen Hybridbauten überall dort, wo statische und konstruktive Vorgaben es erlauben, ressourcenintensive Materialien wie Beton durch den klimaneutralen Baustoff Holz. Klimafreundliches Bauen zahlt sich aus – zum Beispiel durch vergünstigte Kredite oder Zuschüsse.
Gibt es noch andere Besonderheiten von Holz?
Holz gibt, im Gegensatz zu manchen modernen Baumaterialien, wenig Schadstoffe ab. Manche Dämmstoffe haben auch chemische Ausdünstungen. Holz hingegen ist da sauber. Außerdem ist Holz langlebig und hat sehr gute Dämmeigenschaften. Im Schwarzwald stehen noch Bauernhöfe, die 300, 400 Jahre alt sind – vorausgesetzt, das Holz ist geschützt. Da passiert auch nach so langer Zeit nichts.
Interessant. Ich habe auch gehört, dass Holz die Luftfeuchtigkeit im Raum regulieren kann. Können Sie das bestätigen?
Ja, genau. Holz kann Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und später wieder abgeben. In einem Badezimmer zum Beispiel würde der Spiegel nicht so leicht anlaufen wie in einem Raum aus Beton. Man hat hier einfach ein besseres Raumklima.
Das klingt angenehm und gesund. Sie sagen also, diese Bauweise hat auch einen Einfluss auf das Wohlgefühl im Haus?
Absolut. Die meisten Menschen fühlen sich in Holzhäusern wohler. Der Raum ist nicht nur wärmer, man braucht auch weniger Energie. In einem Holzgebäude sind 18 bis 20 Grad ausreichend, in einem Betonbau bräuchte man 20 bis 22 Grad, um das gleiche Wohlgefühl zu haben. Das spart auch Heizkosten.
Gibt es da auch Unterschiede bei der Wärmespeicherung?
Ja, die Wärmespeicherfähigkeit ist im Holzbau viel besser. Ein Holzbau kühlt langsamer aus, wenn die Heizung ausgestellt ist. Und im Sommer ist es auch kühler, weil Holz die Wärme weniger stark aufnimmt und weiterleitet als Beton.
Kommen wir nochmal zum Thema Hybridbau. Wo kann diese Bauweise eingesetzt werden?
Prinzipiell ist fast alles Hybridbau. Sobald Sie einen Keller oder eine Bodenplatte betonieren und darauf dann mit Holz weiterbauen, haben Sie Hybridbau. Die Mischung aus Materialien kann sich je nach Anforderungen und Bauvorschriften ändern.
Wird es durch diese Bauweise auch schneller auf der Baustelle?
Definitiv. Wir können Holzelemente in der Werkstatt vorfertigen, Fenster einsetzen und alles vorbereiten. Sobald der Betonbau steht, können wir direkt loslegen und das Ganze zügig montieren.
Sozusagen ein Baukastensystem – das klingt effizient. Sagen Sie, hat diese Bauweise auch noch Vorteile für die Wohngesundheit?
Viele Menschen bemerken das, wenn sie im Urlaub sind – das Raumklima in einem Holzbau ist einfach anders. Holz ist im Vergleich zu modernen Dämmstoffen wie Styropor viel angenehmer und bringt von sich aus eine gewisse Behaglichkeit mit.
Wohnen Sie eigentlich selbst in einem Holzhaus?
Ja, selbstverständlich. Wir sind in der dritten Generation im Holzbau tätig – Holz ist unsere Leidenschaft und unser Alltag.
Interessant. Und das Holz, das Sie verwenden, kommt das aus der Region?
Genau, zu etwa 90 bis 95 Prozent stammt unser Holz aus der Region, hauptsächlich aus dem Schwarzwald. Nur für Spezialanforderungen kaufen wir auch überregional ein.
Welche Holzarten kommen denn zum Einsatz?
Standardmäßig arbeiten wir mit Tanne und Fichte, das sind die typischen Hölzer im Schwarzwald. Für bestimmte Außenanwendungen nehmen wir auch Douglasie oder Lärche, die witterungsbeständiger sind.
Wird das Holz vor dem Einsatz speziell behandelt?
Früher wurde viel chemisch behandelt, aber heute nicht mehr. Wir setzen auf Trocknung. Wenn das Holz lange genug auf 60 Grad erhitzt wird, sterben alle Schädlinge ab. Mehr braucht es eigentlich nicht – so ist das Holz wetterfest und gut zu verarbeiten.
Sie haben erwähnt, dass Sie vorgefertigte Module verwenden, die am Ende an einen Stahlbetonkorpus montiert werden. Wie genau läuft das ab?
Das hängt von der Konstruktion ab. Wenn wir einen reinen Stahlbetonkorpus haben, also mit Decken und Treppenhäusern aus Stahlbeton, dann werden nur die Fassadenelemente vorgehängt. Diese kommen fix und fertig an, komplett mit Außenputz, Fenstern, je nachdem, was der Kunde wünscht. Die Module werden dann an den Ecken und Übergängen verbunden, und das war’s.
Das klingt effizient. Hat diese Bauweise auch Auswirkungen auf die Bauzeit?
Absolut. Das ist einer der wesentlichen Vorteile der Hybridbauweise: Schnelligkeit. Der Bauherr kann schneller einziehen oder die Wohnungen vermieten, was natürlich Kosten spart. Gerade in der Stadt ist das ein Pluspunkt – weniger Bauzeit bedeutet auch weniger Verkehrschaos und weniger Belastung für die Umgebung. Man spart oft mehrere Monate.
Bekommen Sie nach dem Einzug manchmal auch Rückmeldungen von ihren Kunden zum Thema Wohngesundheit?
Direktes Feedback gibt es selten, aber ein Beispiel ist ein Bürogebäude in Holland das mit unseren leimfreien Vollholzelementen gebaut wurde. Es ist bis heute das nachhaltigste Bürogebäude der Welt – nach BREEAM zertifiziert. Eine Studie dort hat gezeigt, dass die Krankheitsrate unter den Mitarbeitern spürbar gesunken ist. Das Wohlfühlthema ist da definitiv präsent.
Das klingt spannend. Wissen Sie, warum dieses Gebäude so gut ankommt?
Das Gebäude besteht aus reinem Massivholz. Ohne jegliche Zusätze. Das sorgt für ein besonders angenehmes Raumklima und ist wohl auch allergiefreundlicher.
Gibt es Pläne, die Bauweise weiterzuentwickeln?
Ja, wir sind da flexibel und entwickeln uns laufend weiter. Ein hoher Vorfertigungsgrad ist wichtig, vor allem angesichts des Fachkräftemangels. Je mehr wir in der Halle vorarbeiten, desto weniger Zeit brauchen wir auf der Baustelle. In der Halle ist es einfach: Am Ende des Tages geht das Werkzeug beiseite, und am nächsten Tag machen wir weiter. Auf der Baustelle hingegen muss man alles sichern, einpacken – das kostet viel mehr Zeit.
Und in der Halle sind Sie unabhängig vom Wetter.
Genau. Regen, Schnee, Hitze – das spielt in der Halle keine Rolle. Das beschleunigt das Ganze zusätzlich, aber darüber macht man sich als Außenstehender kaum Gedanken.
Welche Rolle wird Holz in Zukunft beim Häuserbau spielen?
Die Zukunft des Bauens liegt in der Zusammenarbeit. Wir haben ein Joint Venture gegründet, um Betonbauer und Holzbauer zu vereinen. Es gibt immer noch Konkurrenzdenken, aber das ist unnötig. Der Holzbau wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, aber ohne Beton geht es auch nicht.